Augenschmaus - Das Zombiedorf (German Edition) by van Harb Chris

Augenschmaus - Das Zombiedorf (German Edition) by van Harb Chris

Author:van Harb, Chris [van Harb, Chris]
Language: deu
Format: epub
Published: 2012-07-07T22:00:00+00:00


11:51 Uhr

Tötungsdelikte gehörten zum Neustädter Polizeialltag. Rivalisierende Banden, eifersüchtige Ehemänner, Zauberer, die ihre magischen Fähigkeiten überschätzten und ihrer Partnerin per Guillotine den Kopf abtrennten. Wobei letzteres Beispiel die Ausnahme bildete. Wir waren, trotz persönlicher Differenzen, ein eingespieltes Team. Allerdings hatten wir es bisher mit keinem Serienmörder zu tun, der seine Opfer auf derart bestialische Weise umbrachte.

Beim Passieren des Schnorkheimer Ortsschildes überkam mich ein eisiger Schauer. Der Gedanke daran, dass ich gestern nur wenige Schritte vor der Bestie stand, bereitete mir Sodbrennen. Eine lästige Nebenerscheinung meines hektischen Lebens. Zum Glück gab es die kaubaren Wundertabletten.

Von der Dorfgrenze bis zu den ersten Häusern musste ich noch einige hundert Meter fahren. Saftig grüne Wingerte säumten links und rechts die Straße. Im Herbst färbten sich ihre Blätter gelb und rot. Ein, wie ich fand, Feuerwerk der Farben. Beim Gedanken an das erste Glas Neuen Wein hob sich meine Stimmung. Schnorkheim lag mir am Herzen. So spießig seine Bewohner sich auch gaben, bei ihnen fühlte ich mich zu Hause. Umso schlimmer, dass eine durchgedrehte Irre es heimsuchte. Welche Beweggründe trieben eine Frau an, die solche Taten beging? Eifersucht? Rache? Beides traf auf Bianca zu. Der Mann nimmt sich eine jüngere, hübschere Gespielin, die Ehefrau beseitigt die Konkurrentin. Aber warum durchschnitt sie ihr nicht einfach die Kehle? Wieso diese ekelerregende Vorgehensweise? Und wo steckte die verschwundene Leiche?

Jede Unebenheit der Straße leiteten die ausgeleierten Stoßdämpfer des Corsas ungefiltert an meine ebenfalls marode Wirbelsäule weiter. Zeit für ein neues Auto. Sentimentale Erinnerungen, die ich mit der schrottreifen Klapperschüssel verband, hin oder her. Völlig unerwartet kam mir Florian, mein Exfreund in den Sinn. Vor drei Monaten gab ich ihm den Laufpass, weil er ebenfalls glaubte, sich am Busen einer Jüngeren laben zu müssen. Trotzdem hätte ich der kleinen Büroschlampe niemals die Augen ausgesaugt. Obwohl ... Ein Leben ohne Florian erschien sinnlos. Nächtelang weinte ich mich in den Schlaf, hörte unsere Lieder, küsste seine Fotos und verbrachte mehr Zeit im Corsa als nötig. Unser erstes Mal verlebten wir auf einem kleinen Parkplatz mitten in den Weinbergen. Manchmal glaubte ich, noch immer das markante Aftershave von Florian in den Sitzen zu riechen. Aber diese selbstmelancholische Zeit lag hinter mir. Die Liebeskummernarben verheilten und es ärgerte mich, dass ich ausgerechnet jetzt an ihn dachte. Hol dich der Teufel, fluchte ich und rief mir Tinas zerfleddertes Gesicht in Erinnerung. Das half, um wieder zu Sinnen zu kommen.

Kurze Zeit später fuhr ich auf den Hof des Milchbauern. Sich in der Sonne aalend lag Moritz vor dem Kuhstall. Bei Öffnen der Wagentür hörte ich das dumpfe Muhen der Milchproduzenten. Es schüttelte mich. Im Chor klangen ihre Laute beängstigend. Aktentasche unter den Arm geklemmt, Waffe entsichert, ging ich auf das Scheunentor zu. Moritz schlängelte sich schnurrend um meine Beine. Um sein Mäulchen eine dicke Schicht getrocknetes Blut. Was keinen Grund zur Panik bot, denn Samtpfoten erfüllten in Schnorkheim nur einen Zweck. Sie vernichteten Ratten und Mäuse. Ganz offensichtlich landete der Kater einen fetten Treffer. „Waidmannsheil“, sagte ich seinen Kopf tätschelnd. Er schnurrte lauter. Auf mein Anklopfen reagierte niemand.



Download



Copyright Disclaimer:
This site does not store any files on its server. We only index and link to content provided by other sites. Please contact the content providers to delete copyright contents if any and email us, we'll remove relevant links or contents immediately.