01 Jesses Maria: Kulturschock by Berling Carla

01 Jesses Maria: Kulturschock by Berling Carla

Author:Berling, Carla [Berling, Carla]
Language: deu
Format: epub
Tags: Deutschland, Erzählungen, Satire
Publisher: Books on Demand
Published: 2013-08-26T23:00:00+00:00


Die Ehebrecherin

Gaby Schickentanz hat ein Verhältnis. Als Frau Schweiger es beim Turnen erzählte, bin ich fast in Ohnmacht gefallen. Gaby. Ausgerechnet. Wer nimmt die denn? Ich wollte es nicht glauben, aber Frau Schweiger ist mit Gabys Schwägerin Ina befreundet und die muss es wissen. Ina ist Gabys beste Freundin und engste Vertraute.

Dass Gaby und ich enge Freundinnen waren, ist lange vorbei. Seit ich geschieden bin. Genau genommen, seit sie wusste, dass bei Manni und mir was im Busch war. Zuerst hat sie nicht mehr Bescheid gesagt, wenn sie bei Schickentanz im Garten gegrillt haben. Dann wurde ich nicht mehr zu den Geburtstagen eingeladen.

„Och. Du. Wir feiern eigentlich gar nicht“, hieß es, wenn ich zum gratulieren angerufen habe, und dass nur die Verwandtschaft zum Kaffee käme. An meinem Geburtstag war Gaby auch nicht da, hatte irgendeine Ausrede. Und später rief sie nicht mal mehr an.

Sie wird geglaubt haben, dass ich mit jedem ins Bett wollte, der nicht bei drei auf dem Baum war. Getrennte und Geschiedene haben immer diesen Ruf, dass sie nur das Eine wollen.

Ihren Dirki hätte ich sowieso nicht rangelassen. Aber sie wird schon wissen, warum sie ihn so penibel bewacht. Ich weiß es ja auch. Weil Gaby ihn nämlich schon jahrelang nicht mehr rangelassen hat. Das war das wahre Problem. Und deswegen dachte sie, dass er auf jede scharf wäre, die in seine Nähe kam.

Dabei ist Dirki wirklich ein harmloser Mensch. Der hat beim Schützenfest nicht mal mit mir Brüderschaft getrunken. Der liebte nur seine Gaby. Oder er hat sich nicht getraut, mal nach einer Anderen zu gucken, weil er sich selbst nicht zugetraut hat, dass ihn noch mal eine Frau gut findet. Der muss sich sexuell anderweitig geholfen haben. Ob er in den Puff ging? Eigentlich hatte dafür er kein Geld, denn die Gaby hat bei denen die Finanzen verwaltet.

Was kostet das eigentlich? Im Puff? Geht das nach Anzahl oder nach Zeit? Wenn das nach Zeit ginge, wär das ja für die Männer besser.

Sagen wir mal, zehn Minuten kosten um die zehn Euro, wenn einer lange nicht hat und ruckzuck fertig ist, und ich bin sicher, dass Dirki so einer ist, dann ist Puff wirklich für jeden Mann erschwinglich.

In welches Etablissement ist der Dirki wohl gegangen? So viele haben wir ja nicht. Da gibt’s diesen Club 69 am Autobahnzubringer und im Gewerbegebiet dieses Lokal mit dem ekligen Namen. Top Sekret. Man liest das ja nicht sofort englisch. Top secret. Das klingt nach James Bond und nicht nach Bordell. Ob Dirki da immer hinging? Oder er ist nach Niedersachsen gefahren. Aber wie hat er Gaby dann die Kilometer auf dem Tacho erklärt? Die passt ja bei allem auf. Und jetzt hat sie einen Anderen. Diese alte Schlampe.

Wen hat sie sich bloß geschnappt? Frau Schweiger sagt, Gabys Lover ist auch verheiratet und hat zwei Kinder. Die arme Frau. Die arme arme Frau. Wenn die wüsste. Aber so was erzählt einem ja keiner. Die Ehefrau ist immer die letzte, die davon erfährt und alle anderen wissen schon lange vorher Bescheid.

Weiß der Teufel, wie lange Manni seine Ische schon kennt.



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