Polt. by Alfred Komarek

Polt. by Alfred Komarek

Author:Alfred Komarek [Komarek, Alfred]
Language: deu
Format: epub
Published: 2011-11-27T16:00:00+00:00


Polts Frauen

»Da bin ich wieder, Frau Aloisia!«

»Na also.« Sie warf einen durchdringenden Blick auf Polts Tragtasche mit dem Aufdruck Babywelt. »Hunger?«

»Nein. Ich hab in Breitenfeld am Würstelstand was gegessen.«

»Geldverschwendung. Bei mir hättest du Gulasch bekommen, extra für dich aufgetaut. Keine zwei Jahre alt. Wie war’s bei diesem grantigen Menschen?«

»Er glaubt mir kein Wort, dem Norbert glaubt er auch nicht, aber dass ihn wenigstens das halbe Wiesbachtal anlügt, das glaubt er.«

»So gehört es sich für einen Polizisten.«

»Dermaßen misstrauisch war ich nie.«

»Dich haben viele nicht angelogen, weil sie dich gemocht haben. Die wollten dir die Enttäuschung nicht antun. Aber wer mag denn schon heutzutag einen Polizisten.«

»Auch wieder wahr. Nur, mehr und mehr hab ich den Eindruck, dass es ihm gar nicht so sehr darum geht, die Geschichte mit dem Toten aufzuklären. Der möchte den Norbert Sailer so lange wie möglich kaltstellen und dafür sich selber wichtig machen.«

»Und die Rechnung zahlen wieder einmal die Frauen.«

»In dem Fall die Birgit, meinen Sie?«

»Na klar. Simon. - Es kommt wenig Kundschaft heute. Du nimmst dir also jetzt das Fassl mit den Salzgurken vor. Die Festeren gibst in ein großes Rexglas, die halten noch länger. Und die Weichen gehören weg.«

»Weggeschmissen?«

»Verkauft. Schreibst ein schönes Schild: Frisch eingetroffen! Allerfeinste Ware.«

»Das ist aber gelogen, Frau Aloisia.«

»Keine Rede von gelogen. Im Sommer sind s’ ja frisch eingetroffen, nicht wahr? Und den Sommer lassen wir halt weg. Lügen darf man nicht. Sagen muss man aber nicht alles. Und nimm das Gurkenzangl, nicht die Finger. Hygiene ist oberstes Gebot.«

Polt machte sich grinsend an die Arbeit. Dann schaute er wieder ernst drein. Seine Arbeitgeberin bemerkte es. »Immer noch der Primi?«

»Ja, immer noch. Die Sache spitzt sich ungut zu, Frau Aloisia. Er will jetzt schärfer vorgehen und das wird er auch tun. Sie und ich und womöglich noch ein paar andere haben gehofft, dass er die Sache aufklären wird, ohne unnötig Staub aufzuwirbeln. Aber ich kenn ihn inzwischen besser. Der dreht jeden Stein um, der ihm vor die Augen kommt, und es interessiert ihn alles, was drunter zu finden ist, egal, ob es mit der Sache direkt was zu tun hat oder nicht.«

»So ist das also. - Du gibst viel zu wenig Gurken ins Rexglas. Nimm die halbfesten auch noch dazu. - Hast mit der Birgit geredet, in letzter Zeit?«

»Nein. Gestern, als ich die Flasche entdeckt hab, hat mir der Norbert gesagt, dass da ein kleiner Streit gewesen ist, zwischen ihm und seiner Frau. Na, ob der so klein war, weiß ich nicht.« Polt hielt erschrocken inne. »Um Gottes Willen, was hab ich denn da erzählt! Das bleibt aber jetzt wirklich unter uns.«

»Hast etwas anderes erwartet? Und, wie soll es weitergehen, deiner Meinung nach?«

Polt prüfte unschlüssig eine Gurke und ließ sie dann, von seiner Arbeitgeberin argwöhnisch beobachtet, ins Fass fallen. »Was weiß ichich wünsch mir nur, dass bald alles klar ist, so oder so. Und dafür muss ja nur grad so viel Licht in die Sache kommen, dass dieser Primi gezwungen ist hinzuschauen. Ich hab mich heraushalten wollen, so gut es geht. Es geht aber nicht, ich bin’s dem Norbert und der Birgit ganz einfach schuldig zu helfen.



Download



Copyright Disclaimer:
This site does not store any files on its server. We only index and link to content provided by other sites. Please contact the content providers to delete copyright contents if any and email us, we'll remove relevant links or contents immediately.