Die Frau im Rueckspiegel by Julia Arden

Die Frau im Rueckspiegel by Julia Arden

Author:Julia Arden [Arden, Julia]
Language: deu
Format: epub
Publisher: édition el!es
Published: 2012-01-29T23:00:00+00:00


Um halb vier morgens betrat Christiane die menschenleere Hotelhalle. Sie schaute sich kurz um und ging dann zielstrebig zum Empfang.

»Ich hatte angerufen, wegen eines Zimmers. Mein Name ist Seidel.«

Der Mann an der Rezeption schaute in seinen Computer. »Ja, ich habe eine Reservierung für Sie. Ein Einzelzimmer.«

»Richtig.« Christiane lächelte ihr charmantestes Lächeln. »Ich suche übrigens eine Bekannte von mir. Wir wollten uns hier treffen. Könnten Sie mal nachsehen, ob sie eingetroffen ist und auf welchem Zimmer sie wohnt?«

»Tut mir leid, wir dürfen keine Auskünfte über unsere Gäste erteilen«, lautete die freundliche, aber abweisende Antwort.

Christiane schaute sich in der menschenleeren Halle um, wandte sich dann wieder dem Rezeptzionisten zu, lächelte verschwörerisch. »Aber es erfährt ja niemand. Bitte. Ich möchte meine Freundin überraschen. Seien Sie kein Spielverderber.«

Der Mann ließ sich nicht erweichen. »Tut mir leid, ich habe meine Vorschriften.« Er schob Christiane einen Bogen Papier hin. »Wenn Sie bitte die Anmeldung ausfüllen wollen.«

Sie füllte den Bogen aus und schob das Formular zurück. »Ach, wahrscheinlich beherrschen Sie nur die Bedienung des Computers nicht. Sonst würden Sie mir meine kleine Bitte nicht abschlagen«, versuchte sie es noch einmal.

Der Mann lächelte nachsichtig. »Durchschaubarer Trick.«

Christiane sah ein, daß sie so nicht weiterkam.

»Also gut, hören Sie. Ich habe etwas geflunkert. Die Frau ist nicht meine Freundin. Sie ist meine Chefin. Eine sehr schwierige Chefin! Und ich habe vergessen, ihr wichtige Unterlagen mitzugeben. Bisher scheint sie es noch nicht bemerkt zu haben, aber sobald das passiert, ist die Hölle los. Wahrscheinlich arbeitet Frau Reklin noch auf ihrem Zimmer, sie schläft nämlich nie, wissen Sie. Also wird sie jede Sekunde meinen Fehler entdecken. Aus diesem Grund muß sie diese Unterlagen so schnell wie möglich bekommen, sonst macht sie mich einen Kopf kürzer . . . und Sie wahrscheinlich auch, wenn sie erfährt, daß Sie mich nicht zu ihr gelassen haben.« Christiane schaute verzweifelt. »Ich verliere womöglich meinen Job!«

Der Mann sah Christiane skeptisch an. Es war deutlich, daß er dieser neuen Geschichte ebensowenig Glauben schenkte wie der ersten. Aber es schien ihn zu beunruhigen, daß hier, falls doch etwas an der Geschichte war, möglicherweise ein Job auf dem Spiel stand. Mit eindringlichem Blick auf Christiane zog er die Tastatur des Computers zu sich und tippte ein paar Tasten. »Eine Frau Reklin hat ihr gewohnt, sie ist . . .« Er stockte.

»Was?«

»Sie hat ausgecheckt. Heute morgen.«

»Aber sie war nicht bei ihrem Geschäftstermin. Niemand hat sie heute gesehen. Deshalb sind ein paar Leute sehr beunruhigt.«

»Die Unterlagengeschichte ist also auch erfunden«, stellte der Hotelangestellte trocken fest.

»Ja«, räumte Christiane ein. Es war ja eh nicht mehr zu leugnen. Sie hatte sich verplappert. »Aber nicht, daß Frau Reklin verschwunden ist. Sie haben nicht zufällig irgendwas gehört? Vielleicht von einem Kollegen?«

»Sind sie nun ihre Freundin oder ihre Angestellte?«

»Ihre Angestellte.«

»Und Sie sagen, sie sei eine schwierige Chefin?«

Christiane seufzte. »Ziemlich schwierig.«

»Warum suchen Sie sie dann?« Der Mann hinter der Rezeption schaute Christiane mit verwundert hochgezogenen Augenbrauen an. Christiane zuckte hilflos mit den Schultern. »Irgend etwas stimmt nicht. Ich mache mir Sorgen.«

»Dann fürchte ich, daß ich eine schlechte Nachricht für Sie habe.



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