Das Geschenk by Wolf Wondratschek

Das Geschenk by Wolf Wondratschek

Author:Wolf Wondratschek [Wondratschek, Wolf]
Language: deu
Format: epub
ISBN: 9783446236790
Google: vR33LQEACAAJ
Amazon: 3446236791
Goodreads: 10775416
Publisher: Hanser
Published: 2010-12-31T23:00:00+00:00


Die Versuchung, heiraten zu wollen, hatte es für Chuck nie gegeben, und das schon so viele gute solide Chuck-Jahre lang, wie es zurücklag, daß jeder Junge mit dem Mädchen, dem erstbesten, das ihm mehr gestattete als einen flüchtigen kleinen ungeschickten Kuß, nach Schottland durchbrennen wollte, nach Gretna Green, wie der Ort hieß, um es dort, wo sich niemand für Alter, Herkunft oder irgendwelche Papiere interessierte, zu heiraten; und einige taten es tatsächlich, die sich darauf auch noch mächtig etwas einbildeten, gerade so, als hätten sie den Beweis erbracht, das romantische Ideal eines kühnen und starken Liebhabers mit Leben erfüllt zu haben. Eine gesetzlich natürlich ganz und gar ungültige Angelegenheit, und eine Kinderei dazu, auf die Chuck, wann immer er davon erfuhr, mit einer für sein Alter völlig unangemessenen Geringschätzung reagierte. Er geriet richtiggehend außer sich vor Verärgerung. Es war ihm diese Art, das Glück als Ehepaar herausfordern zu wollen, schon damals einfach nie verlockend genug erschienen. Auch die Geburt eines Kindes würde daran nichts ändern. Er würde, was sonst, weiterleben wie immer, nicht glücklich, aber auch nicht bereit, mit einem, der es war, tauschen zu wollen, zufrieden oder unzufrieden, was ganz auf die Tagesform ankam. Um am Schreibtisch auf Touren zu kommen, war Unzufriedenheit, soviel stand fest, das bessere Benzin. In jedem Fall aber wäre er, das war Chuck klar, unfähig, sich an einen anderen Rhythmus als den eines Junggesellen gewöhnen zu können. Er war durch damit. Nicht jede Schwangerschaft auf Erden ist eine gute Idee.

Er würde zwar auf alles, was jetzt auf ihn zukommen mochte und für ihn neu und ungewohnt und vor Gott, dem Gesetz und dem Finanzamt unwiderruflich eine Tatsache war, neugierig sein – er hatte regelrecht Lampenfieber vor Neugier, war nervös und wurde, wenn er schlafen wollte, von ruhelosen extremen Empfindungen wach gehalten –, aber erst einmal hatte er mehr als mit der schwierigen Wahrheit, sich fortgepflanzt zu haben, mit den Besitzansprüchen einer jungen Mutter zu kämpfen, die ihre eigenen Ansichten hatte, was von Chucks Entscheidung zu halten war, keine Familie gründen zu wollen.



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