022 by Flucht vor dem Teufel

022 by Flucht vor dem Teufel

Author:Flucht vor dem Teufel [Teufel, Flucht vor dem]
Language: deu
Format: epub
Published: 2011-11-15T11:55:27+00:00


Trotz des leisen Tons ihrer Stimme hatte jedes Wort sich ihm eingebrannt. Er wirbelte herum und sah sie an. Verlegen biss sie sich auf die Unterlippe, wartete und beobachtete ihn aus enorm großen dunklen Augen. „Ja ..." Angesichts seines fragenden Blicks nickte sie.

Es dauerte lange, ehe er sich dazu überwinden konnte, etwas zu erwidern. „Nein", äußerte er schließlich, „es ist noch nicht an der Zeit."

„Roger. . ."

„Lea, was denkst du, warum ich vorhin aufgehört habe? Ich will dich im Hause Gottes heiraten, mit Zeugen, so dass niemand sagen kann, ich sei nicht mit dir vermählt. Vorhin war ich ein Narr. Was wäre, wenn du empfangen würdest und mir etwas widerführe? Man würde sagen, du seist meine Buhle, und das Kind sei ein Bastard. Das könnte ich nicht ertragen. Ich habe gesehen, was mit meiner Mutter und mir passiert ist. Nein, Lea, wenn du mir nur versprichst, mich zu heiraten, dann kann ich warten."

Sie schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht."

„Du lieber Himmel, Lea, du kannst mir beiliegen, mich aber nicht heiraten? Bei den Minnemalen Christi, Mädchen! Das ist Unsinn!!"

„Aber vorhin ..."

„Es war die Hitze meines Verlangens, die mich beherrscht hat. Du kannst gewiss nicht denken, dass ich dich lieber zur Buhle statt zur Gattin hätte."

„Nein, aber ich kann niemanden heiraten", sagte sie hartnäckig.

„Du lieber Himmel!" Entrüstet warf Roger die Hände hoch.

„Hier, heb deine Arme", befahl er, „und zieh das an." Er hob das grüne Kleid auf und zog es ihr mit ungewohnter Grobheit über die Schultern. „Ich hole den Kamm."

Als er zurückkehrte, war sein Ärger verschwunden. Gehorsam setzte Eleanor sich auf die Reste einer hochkant stehenden Bank und ließ ihn ihr volles, zerzaustes Haar bearbeiten. Seine Finger teilten die Strähnen und zupften die verfilzten Knoten aus, ehe er anfing, das Haar zu kämmen. Er war geduldiger und sachter als die meisten Kammerzofen, und schließlich waren seine Bemühungen erfolgreich. „Dein Haar ist schön, Lea", sagte er, „aber ich bin froh, dass ich meins kurz trage. Es ist ein Wunder, dass du vor Schmerzen nicht geschrien hast."

„Ich bin daran gewöhnt."

„Willst du einen Zopf, oder soll ich zwei Zöpfe machen?"

„Das ist mir gleich, aber du musst das nicht tun."

„Es ist leichter, einen zu machen", befand er, während er das volle Haar zu einem Zopf flocht, der Eleanor über den Rücken und fast bis zur Hüfte hing. „Ja, so wird es gehen, bis wir bei Walter sind."

„Walter?"

„Ja, das hätten wir gleich tun sollen. Walter untersteht der Hafen von Dieppe, und er hat dich gern. Robert de Belesme hasst er jedoch. Er ist ein de Clare und dein Verwandter. Seine Familie ist sowohl hier als auch in England sehr mächtig. Er würde es wagen."



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