Wright, Austin by Tony u Susan

Author:Tony u Susan
Format: epub

Nachttiere 17

Beim Mittagessen sagte er zu Francesca Hooton: »Zwei haben wir erwischt. Einen habe ich identifiziert, und den anderen haben sie erschossen.«

Sie fragte: »Freust du dich?«

»Kann man wohl sagen.«

»Sie haben einen erschossen. Bist du darüber froh?«

»Ja.«

»Und der, den sie gekriegt haben, was möchtest du, dass mit dem passiert?«

»Lou? Ich will, dass er seine gerechte Strafe bekommt.«

»Die in diesem Fall wie aussähe?«

Tony Hastings war auf die Frage nicht vorbereitet.

»Todesstrafe? Sollte er zum Tod verurteilt werden?«

Ihm schoss durch den Kopf, dass das eine politische Frage war. Politischen Diskussionen mit Francesca ging er sonst aus dem Weg, sie hatte so einen komischen Rechtsdrall. Er sagte: »Lou zählt nicht. Der Anstifter ist noch auf freiem Fuß.«

»Sollte er zum Tod verurteilt werden?«

Wenn Francesca seine Gedanken lesen könnte, würde sie womöglich glauben, dass es mit seiner prinzipiellen Ablehnung der Todesstrafe nicht mehr weit her war. »Ich weiß nicht, was für eine Bestrafung ich möchte«, gab er zu.

Sie sagte: »Aber leiden sollen sie, oder?«

Bei der Vorstellung klemmte er die Unterlippe ein wie früher als Kind. Er sagte: »Sie sollen das zu spüren bekommen, was sie mir angetan haben.«

»Also sollen ihre Frauen und Töchter umgebracht werden.«

»Nein, das nicht.«

»Dann sie selbst.«

»Vielleicht.«

»Wie Turk. Befriedigt es dich, dass Turk tot ist?«

»Turk zählt nicht. Er war ein Mitläufer.«

»Du antwortest nicht auf meine Frage.«

»Ich weiß nicht. Er ist bei einem Überfall umgekommen.«

»Also hat er bekommen, was er verdient, und du kannst dich freuen.«

»Nicht unbedingt. Es war keine Strafe. Er wusste nicht, wofür er bestraft wird.«

»Und du möchtest gern, dass er es weiß?«

»Ich möchte, dass sie begreifen, was sie getan haben. Ich möchte, dass sie ganz klar sehen, was sie da angerichtet haben.«

»Sie wissen, was sie getan haben, Tony.«

»Sie wissen nicht, was es bedeutet.«

»Vielleicht ja doch. Sie scheren sich nur nicht darum.«

»Ich möchte sie so weit bringen, dass sie sich doch scheren.«

»Indem sie bereuen? Dir sagen, wie leid es ihnen tut?«

»Ich möchte, dass sie sich über die Entsetzlichkeit ihrer Tat klar werden.«

»Tony, ist das realistisch?«

»Wahrscheinlich nicht.«

»Und ist es wirklich das, was du willst? Stell dir vor, Ray würde sich darüber klar. Damit würde er ein anderer Mensch werden. Sollte er dann nicht frei ausgehen?«

»Auf gar keinen Fall.«

»Er weiß, was er dir angetan hat. Verlass dich drauf, er weiß es.«

»Ich möchte, dass er auch leidet.«

»Leidet. Aber nicht stirbt?«

»Doch, sterben auch. Beides.«

»Beides? Reicht es nicht, wenn er einfach nur leidet?«

»Ich möchte, dass er Todesqualen leidet.«

»Also Folter?«

»Er soll wissen, dass er sterben muss, und er soll wissen, warum. Das meine ich mit Qualen.«

»Würdest du Ray gerne eigenhändig töten?«

»Ich möchte, dass er weiß, dass er meinetwegen stirbt.«

»Aha!« Sie stieß die Faust in die Handfläche. »Er soll also gar nicht kapieren, was für ein schlechter Mensch er ist. Das ist dir piepegal. Er soll kapieren, dass er dir nicht so was antun und damit durchkommen kann. Du bist schließlich nicht irgendwer!«

»Er kann mir nicht so was antun und damit durchkommen.«

»Wer sagt’s denn!« Sie stützte den Kopf in die Hand, so dass all ihr goldfarbenes Haar über eine Schulter fiel, ihre schönen Augen blitzend vor Parteinahme.

»Helen hat Laura und mir irgendwann mal einen Vortrag gehalten, was für ein primitiver Trieb Rache ist.

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