Dickens,Dombey und Sohn 2 by Dickens

Dickens,Dombey und Sohn 2 by Dickens

Author:Dickens [Dickens]
Format: epub, mobi
Published: 2010-07-07T17:20:23+00:00


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Sie unterdrückte ihr Schluchzen, trocknete ihre geschwollenen Augen und versuchte, ihr aufgeregtes Wesen zu beruhigen, damit sie nicht allzusehr die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden auf sich ziehe. So lang es möglich war, die unbesuchteren Straßen einzuhalten, ging sie gelassener weiter, als mit einem Male ein bekannter kleiner Schatten auf dem sonnigen Pflaster vorbeischoß, haltmachte, wieder umwandte, dicht zu ihr herankam, wieder forteilte und um sie her hüpfte. Es war der ihres treuen Hundes, der sich jetzt, nach Luft schnappend, aber doch die Straße mit seinem frohen Bellen erfüllend, an ihre Kleider schmiegte.

»O, Di! o lieber, guter, treuer Di, wie bist du hierher gekommen? Daß ich auch dich zurücklassen konnte, Di, der du mich nie verlassen hast!«

Florence beugte sich gegen das Pflaster nieder und drückte seinen rauhen, närrischen alten Kopf an ihre Brust, worauf sie wieder miteinander weitergingen. Di, der mehr in der Luft als auf dem Boden war, bemühte sich, seine Gebieterin im Fluge zu küssen, überpurzelte sich oft und richtete sich mit der größten Gleichgültigkeit wieder auf, fuhr auf die großen Hunde mit dem possierlichen Trotz seiner Spielart los, erschreckte mit dem Anprall seiner Nase die Hausmägde, die die Türtreppen fegten, und machte inmitten von tausend Ungereimtheiten alle Augenblicke halt, um nach Florence zurückzusehen und zu bellen, bis alle Hunde in Hörweite Antwort gaben und alle, die herauskommen konnten, sich auf der Straße zeigten, um ihn anzuschauen.

Von diesem letzten Anhänger geleitet, eilte Florence in dem vorrückenden Morgen und in dem wachsenden Sonnenschein weiter nach der City. Die lärmenden Töne des Tages wurden lauter, die Vorübergehenden

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zahlreicher und die Läden rühriger, bis sie sich in einen Strom von Leben hineingerissen sah, der die nämliche Richtung einschlug und gleichgültig an Marktplätzen, Herrenhäusern, Gefängnissen, Kirchen, Reichtum, Armut, Gut und Bös vorbeiflutete, wie der nahe breite Strom, der, erwacht aus seinen Träumen von Binsen, Weiden und grünem Moos, trüb und unruhig unter dem Arbeiten und Sorgen der Menschen seine Wellen nach dem tiefen Meere hinwälzte.

Endlich tauchte die Gegend, in der der kleine Midshipman stand, vor ihren Blicken auf. Noch näher, und der kleine Midshipman zeigte sich auf seinem Posten, so angelegentlich wie nur je seinen

Beobachtungen nachhängend. Noch näher, und die Tür stand offen, um sie zum Eintritt einzuladen. Florence, die am Ende ihrer Wanderung ihre Schritte beschleunigt hatte, eilte, von Diogenes begleitet, der in dem Lärm etwas verwirrt worden war, über die Straße hinüber in den Laden hinein und sank auf der Schwelle des wohlbekannten kleinen Besuchszimmers zusammen. Der Kapitän stand in seinem Glanzhut vor dem Feuer und fertigte eben seinen Morgenkakao an; dabei lag jene elegante Kleinigkeit, seine Uhr, auf dem Kaminmantel, damit er sie im Laufe seiner Kocherei befragen konnte. Er hörte einen Fußtritt, das Rauschen eines Gewandes und wandte sich in herzklopfender Erinnerung an die schreckliche Mrs. Mac Stinger in dem Augenblick um, als Florence mit ihrer Hand ihm zuwinkte und taumelnd auf den Boden niederfiel.

Der Kapitän, so blaß wie Florence, blaß sogar in jedem Winkel seines Gesichtes, hob sie auf, als wäre sie ein kleines Kind und legte sie auf dasselbe Sofa, auf dem sie vordem geschlummert hatte.



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