Die dunkle Seite des Mondes by Suter Martin
Author:Suter, Martin [Suter, Martin]
Language: deu
Format: epub, mobi
Publisher: Diogenes Verlag AG
Published: 2001-12-14T23:00:00+00:00
11
Nach vier Wochen Eschengut fühlte sich Urs Blank dem Alltag wieder einigermaßen gewachsen. Seine Anfälle von Depressionen waren selten geworden, und wenn sie auftraten, behandelte er sie mit einer Überdosis Wald. Er hatte viel von seiner früheren Ausgeglichenheit zurückgewonnen. Wenn er Ausbrüche von Jähzorn hatte, waren sie ohne Folgen für Dritte geblieben. Er war sich sicher, daß dies nicht nur daran lag, daß er Dritte gemieden hatte, so gut es ging.
Um seinen Wiedereintritt in die Berufswelt nicht zu abrupt zu gestalten, traf er ein paar Vorkehrungen. Anstatt seine Suite im Imperial wieder zu beziehen, mietete er sich im Hotel Stadtwald ein.
Das Stadtwald war ein vierstöckiger Fertigelementebau aus den siebziger Jahren. Es lebte vor allem von älteren Dauerrentnern. Seine Suiten waren große, unprätentiös möblierte Zweizimmerappartements mit Kochnische. Die meisten boten einen einzigartigen Blick auf die Stadt und den See. Ein paar wenige gingen nach hinten hinaus, wo die vordersten Buchen des Stadtwaldes die Aussicht versperrten. So eines nahm sich Urs Blank.
Auch von seinem schwarzen Jaguar trennte er sich. Für sein zukünftiges Leben brauchte er etwas Geländegängigeres. Er entschied sich für einen Range Rover. Der Farbe Schwarz blieb er treu.
Mit seinen Partnern einigte er sich darauf, daß er in der ersten Zeit nicht voll arbeitete. Er schlug ihnen vor, daß er sich im Hintergrund halten und die Kundenkontakte ihnen überlassen würde. Das war durchaus im Sinn von Geiger, von Berg und Minder. Der einzige etwas heikle Punkt war Blanks Assistent Christoph Gerber. Er war inzwischen voll integriert in die CONFED-Fusion und stand, wie sich Geiger ausdrückte, für Blank nicht mehr zur Verfügung. Dessen Einwände parierte er mit der Bemerkung: »Wie er mir berichtete, waren deine letzten Worte an ihn ›Verschwinde, wenn dir dein Leben lieb ist, du Arschkriecher!‹.«
Zweimal die Woche traf er sich mit Alfred Wenger. Einmal, wie früher, als Freund im Goldenen, einmal als Patient in der Praxis. Ansonsten lebte er wie ein Sonderling.
Jeden Morgen stand er mit der ersten Morgendämmerung auf. Wenn es die Arbeit zuließ – und das wußte er meistens so einzurichten –, stieg er in seinen Range Rover und fuhr in einen Wald der Umgebung. Oft kam er mit Pilzen, Waldgemüsen und Wildsalaten zurück, die er sich in seiner Kochnische zubereitete. Immer hatte er Pflanzen und Insekten dabei, die er manchmal bis tief in die Nacht hinein bestimmte.
An Tagen, an denen seine Anwesenheit in der Kanzlei unabdingbar war, ging er vor der Arbeit drei Stunden in den Stadtwald. Immer wieder kam es vor, daß er in schweren Wanderschuhen ins Büro kam. Und in Kordhosen, deren Aufschläge Spuren von getrockneter Walderde aufwiesen.
Evelyne Vogt hatte einen ihm persönlich nicht bekannten Anwalt damit betraut, die materielle Seite ihrer Trennung zu regeln. Blank fand manchmal, daß die beiden etwas weit gingen in ihren Forderungen. Aber es war ihm egal.
Lucille beschäftigte ihn noch ab und zu. Er hatte vom Eschengut aus einmal bei ihr angerufen. Pat hatte sich gemeldet und ausgerichtet, Lucille habe keine Lust, mit ihm zu sprechen. »Kann sie mir das auch persönlich mitteilen?« hatte er gefragt. Er hatte gehört, wie die Sprechmuschel zugehalten wurde.
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