Metro 2033 - Metro 2033 by Glukhovsky Dmitry

Metro 2033 - Metro 2033 by Glukhovsky Dmitry

Author:Glukhovsky, Dmitry
Language: deu
Format: epub
Publisher: PeP eBook


12

DIE POLIS

Es blieb nur noch ein Tunnel. Nur ein Tunnel, und Artjom würde das Ziel, das ihm Hunter gesetzt und das er hartnäckig und verzweifelt gesucht hatte, endlich erreichen. Zwei, vielleicht drei Kilometer trockenen und ruhigen Weges, und er war dort, an der Borowizkaja. Artjom stellte sich keine Fragen mehr. Sein Kopf war fast genauso leer und tönend wie der Tunnel selbst. Noch vierzig Minuten. Vierzig Minuten, und seine Reise war zu Ende.

Er war sich gar nicht bewusst, dass er durch absolute Dunkelheit ging. Seine Beine liefen mit traumwandlerischer Sicherheit von Schwelle zu Schwelle. Er dachte nicht mehr daran, welche Gefahren er durchgestanden hatte, dass er wehrlos war, weder Dokumente noch Taschenlampe noch Waffen mit sich trug, dass er ein absonderliches Sektierergewand anhatte. Ja, nicht einmal die Tatsache, dass er weder diesen Tunnel noch die womöglich darin lauernden Gefahren kannte, beschäftigte ihn.

Die Gewissheit, dass ihm, solange er seinem Weg folgte, nichts passieren konnte, beherrschte sein Bewusstsein. Wohin war die zuvor unvermeidliche Tunnelangst verschwunden? Wo waren Müdigkeit und Zweifel geblieben?

Es war das Echo, das alles verdarb.

In diesem leeren Tunnel hallte das Geräusch seiner Schritte nach vorne und nach hinten wider. Krachend stieß es sich an den Wänden ab und entfernte sich allmählich, bis es in ein leises Rascheln überging. Der Widerhall erklang mit einer gewissen Verzögerung, und nach einer Weile hatte Artjom das Gefühl, als ginge nicht nur er durch diesen Tunnel, sondern auch noch jemand anders. Bald war dieser Verdacht so stark, dass Artjom am liebsten stehen geblieben wäre, um zu horchen, ob das Echo der Schritte vielleicht doch ein eigenes Leben hatte.

Einige Minuten lang kämpfte er gegen die Versuchung an. Sein Schritt verlangsamte sich. Er trat nun leiser auf, horchte, ob sich dies auch auf die Lautstärke des Echos auswirkte. Schließlich blieb er stehen. Flach atmend, damit der Luftzug nicht das kleinste Geräusch in der Ferne überdeckte, stand er stocksteif in der Finsternis und wartete.

Stille.

Nun, da er sich nicht mehr bewegte, hatte er das Gefühl für den Raum wieder verloren. Als er noch ging, hatte er die Verbindung zur Wirklichkeit über seine Fußsohlen gespürt - doch während er so in der tiefen Schwärze des Tunnels stand, wusste er nicht mehr, wo er sich befand.

Dann, als er sich wieder in Bewegung setzte, glaubte er das leise Echo seines Schritts bereits zu hören, bevor sein Fuß den Betonboden berührte.

Sein Herz schlug nun lauter. Er redete sich zu, dass es dumm und sinnlos war, auf jedes kleine Scharren im Tunnel zu achten. Eine Zeit lang versuchte er das Echo zu ignorieren. Dann schien es ihm, als käme der letzte, ganz leise Widerhall allmählich näher. Er hielt sich die Ohren zu und ging weiter.

Doch nach ein paar Minuten riss er die Hände von den Ohren, ohne stehen zu bleiben, und bemerkte mit Grauen, dass das Echo im Tunnel vor ihm tatsächlich lauter ertönte. Aber kaum verharrte er auf der Stelle, da verstummten, nur wenige Sekundenbruchteile später, auch jene Geräusche. Dieser Tunnel prüfte Artjoms Fähigkeit, der Angst zu widerstehen. Doch so leicht würde er sich nicht ergeben.



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