King of the World by David Remnick

King of the World by David Remnick

Author:David Remnick
Language: deu
Format: epub
Tags: Sachbuch, Biographien
Publisher: Berlin Verlag
Published: 2000-11-06T16:00:00+00:00


Eine Woche vor dem Kampf legte Clay sich auf einen Massagetisch im Fifth Street Gym und sagte zu den Reportern, die um ihn versammelt waren: »Ich mache Geld, der Popcornmann macht Geld und auch der Biermann, und ihr habt was, worüber ihr schreiben könnt.«

Am nächsten Tag hörte Lipsyte, daß die Beatles im Fifth Street Gym vorbeischauen würden. Der Besuch war natürlich von dem unentwegt ausgeschlafenen Harold Conrad arrangiert, der für MacDonald die PR-Arbeit machte. Die Beatles waren in Miami, um in der Ed Sullivan Show aufzutreten. Sogar Liston war dort gewesen und war nicht sonderlich beeindruckt. Als die Beatles ihre neueste Single herunterspielten, wandte sich der Champion zu Conrad und meinte: »Sind das die Wichser, wegen denen die Leute so rumkreischen? Mein Hund spielt besser Schlagzeug als dieser Gnom da mit der dicken Nase.« Conrad glaubte, Clay könne ein bißchen mehr Verständnis aufbringen.

Lipsyte war sechsundzwanzig, Mitglied der Rock and Roll-Generation, und er erkannte, daß eine Begegnung Clays mit den Beatles, auch wenn alles fauler Zauber war, ein Zusammentreffen zweier Vertreter des Neuen war, die die Sechziger prägen würden. Die älteren Kolumnisten paßten, er aber sah eine Geschichte darin.

Die Beatles kamen. Sie waren noch in ihrer Pilzkopfphase, waren sich ihrer Wirkung aber durchaus bewußt. Von Clay war nichts zu sehen, und Ringo Starr war sauer.

»Wo is’n dieser Clay, verflucht?« sagte er.

Um ein bißchen die Zeit totzuschlagen, stellte Ringo Lipsyte und einigen Reportern die Bandmitglieder vor, wobei er allerdings George Harrison als Paul und Lennon als Harrison vorstellte. Schließlich riß Lennon der Geduldsfaden.

»Kommt, wir hauen ab«, sagte er. Doch zwei Nationalgardisten aus Florida versperrten ihnen den Weg und sorgten dafür, daß sie so lange blieben, bis Clay auftauchte.

»Hallo, Beatles«, sagte Cassius Clay. »Wir müßten mal ein paar Tourneen zusammen machen. Wir würden reich werden.«

Die Fotografen stellten die Beatles im Ring auf, und Clay markierte einen Schlag, mit dem er sie alle niederstreckte: den Dominoschlag.

Nun begannen die Zukunft der Musik und die Zukunft des Sports über das Geld zu reden, das sie machten, und das Geld, das sie noch machen würden.

»Ihr seid gar nicht so dumm, wie ihr ausseht«, sagte Clay.

»Nein«, sagte Lennon, »aber du.«

Clay sah genau hin, ob Lennon lächelte; er tat es.

Die jungen Schreiber wie Lipsyte sahen Clay tatsächlich als den fünften Beatle, allesamt Parallelspieler in dem großen sozialen Generationsumbruch der amerikanischen Gesellschaft. Das Land befand sich mitten in einer gewaltigen Umwälzung, einem Erdbeben, und dieser Boxer aus Louisville und diese Band aus Liverpool waren ein Teil davon, sogar ihre Anführer, ob sie es schon wußten oder nicht. Die Mischung der Beatles aus schwarzem R & B und Liverpooler Pop und Clays Mischung aus Trotz und Witz veränderten den Sound der Zeit, ihr Wesen; neben dem Marsch auf Washington und den Sümpfen Vietnams wurden sie auf ihre Weise zu einem wesentlichen Teil der Phantasmagorie der sechziger Jahre.

Für die meisten der älteren Kolumnisten jedoch war dieser PR-Gag im Fifth Street Gym nur ein Teil all dessen, was auf dieser Welt alles im argen lag, mehr Lärm, mehr Respektlosigkeit, mehr Unverschämtheiten von jungen Männern, die sie nicht mehr verstehen konnten.



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