Die Kameliendame by Alexandre Dumas

Die Kameliendame by Alexandre Dumas

Author:Alexandre Dumas [Dumas, Alexandre]
Format: epub
Tags: Roman
Publisher: TUX
Published: 2009-11-09T14:00:00+00:00


XV

Es war ungefähr ein Uhr, Joseph und ich waren mit den Reisevorbereitungen beschäftigt. Da läutete es heftig an meiner Tür.

,Soll ich öffnen?' fragte Joseph.

,Mach auf, antwortete ich und war gespannt, wer zu dieser Stunde zu mir kommen könnte. Ich wagte nicht zu glauben, daß es Marguerite sei. Joseph kam wieder und sagte: ,Es sind zwei Damen.'

,Wir sind es, Armand', rief eine Stimme. Ich erkannte Prudence und eilte hinaus.

Prudence betrachtete stehend einige Kostbarkeiten in meinem Salon.

Marguerite saß nachdenklich auf dem Kanapee. Ich eilte zu ihr, kniete vor ihr nieder, ergriff ihre beiden Hände und sagte bewegt: ,Verzeihung.' Sie küßte mich auf die Stirn und entgegnete: ,Nun habe ich Ihnen schon dreimal verziehen.'

,Ich wollte morgen abreisen.'

,Kann ich durch meinen Besuch Ihren Entschluß nicht ändern? Ich komme nicht, um Sie rascher aus Paris zu vertreiben. Ich komme, weil ich am Tage keine Zeit fand, Ihnen zu antworten, und ich wollte Sie nicht in dem Glauben lassen, ich sei Ihnen böse. Prudence war dagegen, daß ich Sie aufsuche. Sie meinte, wir könnten vielleicht stören.' ,Sie mich stören, Marguerite? Aber wieso?' ,Nun, Sie konnten doch Damenbesuch haben', antwortete Prudence, ,und es würde nicht sehr angenehm für diese Dame gewesen sein, wenn dann noch zwei hereingeschneit wären.'

Während Prudence diese Feststellung machte, beobachtete Marguerite mich aufmerksam.

,Meine liebe Prudence', antwortete ich, ,Sie wissen nicht, was Sie da sagen.'

,Wie hübsch Ihre Wohnung ist', entgegnete Prudence mir, ,darf ich mir Ihr Schlafzimmer ansehen?' ,Ja, bitte.'

Prudence ging in mein Schlafzimmer, weniger, um es sich anzusehen, als um Marguerite und mich allein zu lassen und ihre Dummheit wieder gutzumachen.

,Warum haben Sie Prudence mitgebracht?' fragte ich. ,Weil sie mit mir im Theater war und ich Begleitung haben wollte, wenn ich von hier fortgehe.' ,Bin ich nicht da?'

,Doch. Aber einmal wollte ich Sie nicht bemühen, und dann hätten Sie mich auch sicher an meiner Türe gefragt, ob Sie mit zu mir hinaufkommen dürfen. Das könnte ich nicht erlauben und wollte nicht, daß Sie mit dem berechtigten Vorwurf abreisen, ich hätte Ihnen etwas verweigert.' ,Und warum können Sie es nicht erlauben?' ,Weil ich zu müde bin. Und weil Sie mir mit dem geringsten Verdacht das größte Unrecht antun würden.' ,Ist das der einzige Grund?' ,Wenn es noch einen anderen gäbe, würde ich ihn sagen. Wir kennen uns zu gut, um Geheimnisse voreinander zu haben.'

,Marguerite, ich will nicht viel Umwege suchen, um Ihnen zu sagen, was ich gerne sagen möchte. Ich will Sie nur fragen: Lieben Sie mich ein wenig?' ,Sehr.'

,Warum haben Sie mich dann betrogen?' ,Mein lieber Freund, wäre ich die Frau Herzogin persönlich und hätte ich Zweihunderttausend Francs Einkommen, wäre ich unter diesen Umständen Ihre Geliebte und hätte Sie betrogen, dann hätten Sie ein Recht, mich nach dem Warum zu fragen. Aber so bin ich nur Fräulein Gautier; ich habe vierzig-tausend Francs Schulden, nicht einen Sous Vermögen und verbrauche hunderttausend Francs im Jahr. Da ist Ihre Frage überflüssig und meine Antwort unnötig.' .Das ist wahr', antwortete ich und ließ meinen Kopf auf Marguerites Knie sinken. ,Aber ich liebe Sie wie ein Verzweifelter.'

,Mein Freund, Sie müssen mich etwas weniger lieben und mich ein wenig besser verstehen.



Download



Copyright Disclaimer:
This site does not store any files on its server. We only index and link to content provided by other sites. Please contact the content providers to delete copyright contents if any and email us, we'll remove relevant links or contents immediately.