Die facebook-Falle by Sascha Adamek

Die facebook-Falle by Sascha Adamek

Author:Sascha Adamek [Adamek, Sascha]
Language: deu
Format: epub
ISBN: 3453601807
Publisher: Heyne Verlag
Published: 2013-06-29T16:00:00+00:00


Verteidigung und Angriff: die E-Waffen-Schmiede der CIA

Aber wofür interessiert sich die CIA im Internet? Die diesbezüglichen Auskünfte von In-Q-Tel sind ziemlich nichtssagend. Nach dem Willen der CIA soll In-Q-Tel allgemein »nicht klassifizierbare« IT-Arbeiten für den Geheimdienst erledigen. Und es würden nur Projekte durchgeführt, an denen sowohl die CIA als auch kommerzielle Unternehmen ein Interesse hätten.

Die CIA/In-Q-Tel-Aktivitäten umfassen so gut wie alle gängigen Internet-Technologien: das sogenannte »data warehousing«, also das Zusammenführen von Daten aus unterschiedlichen Datenbanken; das »data mining«, also das Herausfiltern bestimmter Informationen aus diesen Daten; sowie Suchmaschinen, geografische Ortung, Bildanalyse und Wiedererkennung von Kommunikationsmustern, außerdem Übersetzungsprogramme, mobile Anwendungen und Datensicherheit.139

Informationssicherheit ist bislang vor allem eine Domäne der kommerziellen IT-Wirtschaft. Verschlüsselungsprogramme, digitale Signaturen, zentrale Server-Verwaltung und zentralisierte Log-In-Systeme sind für die Sicherung hochsensibler Daten und ihrer Kommunikation inner- und außerhalb von Unternehmen geradezu überlebenswichtig geworden. Die Wirtschaftsspione des Internetzeitalters sind vor allem Hacker.

Sowohl die Wirtschaft als auch staatliche Institutionen müssen sich im offenen Internet absichern: Manager müssen sichergehen, dass die Botschaft, die sie erreicht, von dem tatsächlichen und nicht von einem gefälschten Absender stammt. Ermittler müssen sichergehen, dass sie beim Surfen im Internet nicht gleichzeitig von den Übeltätern, denen sie auf der Spur sind, verfolgt, sprich: bei ihrem Surfverhalten beobachtet werden. Hacker sollten in diesen Systemen keine Chance haben.

Mit all diesen Dingen beschäftigt sich In-Q-Tel, was nicht unbedingt eine beruhigende Nachricht ist. Denn aus der militärischen Forschung wissen wir seit langem, dass vermeintliche Verteidigungstechnologien im Handumdrehen zu Angriffswaffen umgemodelt werden können. Wer an der Abwehr bakteriologischer Kampfstoffe arbeitet, ist umgekehrt auch in der Lage, sie herzustellen. Technologisches Wissen ist nie nur gut. Daran hat auch das Internet nichts geändert. Nach der Entwicklung von A-, B- und C-Waffen will man auch die Entwicklung von »IT-Waffen« in Händen behalten. Aber wie sehen diese »IT-Waffen« genau aus?

Sehen wir uns eine der ersten In-Q-Tel-Investitionen an, das Programm »netEraser«. Eigentlich ein Segen für die Nutzer, schützt es doch durch den ständigen Wechsel von IP-Adressen deren persönliche Identität, sodass ihre Aktivitäten im Netz nur schwer zurückzuverfolgen sind. Und es schützt vor sogenannten »Denial-of-Service«-Attacken, also gezielten Angriffen auf ganze Serversysteme, die das Internet in Teilen lahmlegen können.

Aber auch der CIA war es ad hoc drei Millionen Dollar wert. Diese Summe stellte der Dienst dem Unternehmen Science Applications International Corporation (SAIC) zur Verfügung.140 Das ist ungefähr so, als überließe eine international tätige Bank es ihren Kunden, ein absolut wasserdichtes System von Auslandskonten zu entwickeln, während das Finanzamt die Entwicklung bezuschusst und als Gegenleistung sämtliches technologisches Wissen zur Ausforschung der Konten erhält. Das wäre aus meiner Sicht und angesichts von Milliarden ins Ausland transferierter Steuern sogar legitim.

Im Falle von In-Q-Tel geht es aber nicht um die Verfolgung von Wirtschaftskriminellen, sondern um die Ausforschung unserer Internetaktivitäten. Zwar wurde uns feierlich der Schlüssel zu unserer Privatsphäre überreicht, eine Kopie liegt aber längst bei Vater Staat – in diesem Fall bei der global tätigen CIA.

Und auch in Sachen Wirtschaftsspionage und ihrer Abwehr versucht In-Q-Tel am Ball zu bleiben. Im November 2009 investierte das CIA-Unternehmen in die Firma FireEye. 141 Auch der Facebook-Kapitalgeber Sequoia Capital stieg bei FireEye ein.



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