Dombey und Sohn by Dickens

Dombey und Sohn by Dickens

Author:Dickens [Dickens]
Format: epub
Published: 2010-07-07T16:47:29+00:00


388

»Und wer ist dies?« fragte das Kind, mit strahlendem Lächeln nach einer hereinkommenden Gestalt

hinsehend. »Ist dies meine Amme?«

Ja, ja. Keine andere fremde Person hätte bei seinem Anblick solche Tränen vergießen, ihn ihr liebes, ihr herziges, ihr armes krankes Kind nennen können. Keine andere Frau würde sich neben seinem Bette

niedergebeugt, seine abgezehrte Hand ergriffen und sie an Brust und Lippen gedrückt haben – nur eine solche konnte es tun, die einiges Recht darauf hatte, ihn zu lieben. Welche andere Frau wäre auch wohl so voll von Zärtlichkeit und Mitleid gewesen, so daß sie außer ihm und Floy alles übrige vergaß!

»Floy, welch ein liebes, gutes Gesicht!« sagte Paul. »Ich freue mich, es wiederzusehen. O geh nicht fort, liebe Amme! Bleibe hier!«

Seine Sinne erfaßten alles schnell, und er hörte einen Namen, den er kannte.

»Wer hat da von Walter gesprochen?« fragte er, sich umsehend. »Jemand hat Walter gesagt. Ist er hier? Ich möchte ihn so gerne sehen.«

Für den Augenblick keine Antwort, aber bald nachher sagte sein Vater zu Susanna: »So ruft ihn zurück: er soll heraufkommen!«

Nach einer kurzen Pause der Erwartung, während welcher Paul mit freudiger Verwunderung seine Amme betrachtete und die Überzeugung gewonnen hatte, daß

auch Floy von ihr nicht vergessen worden, trat Walter in das Zimmer. Sein offenes Gesicht und Wesen, wie auch seine heiteren Blicke hatten ihn Paul stets lieb gemacht, und als der Knabe seiner ansichtig wurde, streckte er ihm mit dem Rufe: »Lebt wohl!« die Hand entgegen.

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»Lebt wohl, mein Kind!« rief Mrs. Pipchin, zu den Häupten seines Bettes eilend. »Wer wird so sagen?«

Einen Moment sah Paul mit dem schlauen Gesicht, mit dem er sie so oft in der Ecke beim Feuer betrachtet hatte, nach ihr hin.

»Ach ja«, sagte er ruhig, »lebt wohl! lieber Walter, lebt wohl!« Dann wandte er den Kopf wieder nach der Stelle, wo er stand, und streckte abermals seine Hand aus. »Wo ist der Papa?«

Er fühlte den Atem seines Vaters auf seiner Wange, ehe noch die Worte von seinen Lippen geglitten waren.

»Vergeßt Walter nicht, lieber Papa«, flüsterte er zu seinem Gesicht aufschauend. »Vergeßt Walter nicht. Walter ist lieb zu mir gewesen!« Dann schwenkte er die matte Hand in die Luft, als sollte sie Walter abermals ein

›Lebt wohl‹ zurufen.

»Legt mich jetzt nieder«, sagte er, »und Floy, komm zu mir her, damit ich dich sehe.«

Schwester und Bruder umarmten sich, und das goldene Licht kam strömend herein, die beiden mit ihren Strahlen übergießend.

»Wie schnell der Fluß zwischen seinen grünen Ufern und den Binsen läuft, Floy! Doch es ist nicht weit bis zur See. Ich höre die Wellen! Sie haben immer so gesprochen.«

Dann teilte er ihr mit, die Bewegung des Boots auf dem Strom wirke einschläfernd auf ihn. Wie grün waren nicht jetzt die Ufer, wie bunt die darauf wachsenden Blumen und wie hoch die Binsen! Jetzt hatte das Boot die See erreicht und glitt ruhig weiter. Dort sah er eine Küste vor sich. Wer stand an dem Gestade?



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