Der Tod In Venedig
Author:Thomas Mann
Language: de
Format: mobi
Published: 2010-06-06T23:00:00+00:00
Viertes Kapitel
Nun lenkte Tag fuer Tag der Gott mit den hitzigen Wangen nackend sein gluthauchendes Viergespann durch die Raeume des Himmels und sein gelbes Gelock flatterte im zugleich ausstuermenden Ostwind. Weisslich seidiger Glanz lag auf den Weiten des traege wallenden Pontos. Der Sand gluehte.
Unter der silbrig flirrenden Blaeue des Aethers waren rostfarbene Segeltuecher vor den Strandhuetten ausgespannt, und auf dem scharf umgrenzten Schattenfleck, den sie boten, verbrachte man die Vormittagsstunden. Aber koestlich war auch der Abend, wenn die Pflanzen des Parks balsamisch dufteten, die Gestirne droben ihren Reigen schritten und das Murmeln des umnachteten Meeres, leise heraufdringend, die Seele besprach. Solch ein Abend trug in sich die freudige Gewaehr eines neuen Sonnentages von leicht geordneter Musse und geschmueckt mit zahllosen, dicht beieinander liegenden Moeglichkeiten lieblichen Zufalls.
Der Gast, den ein so gefuegiges Missgeschick hier festgehalten, war weit entfernt, in der Rueckgewinnung seiner Habe einen Grund zu erneutem Aufbruch zu sehen. Er hatte zwei Tage lang einige Entbehrung dulden und zu den Mahlzeiten im grossen Speisesaal im Reiseanzug erscheinen muessen. Dann, als man endlich die verirrte Last wieder in seinem Zimmer niedersetzte, packte er gruendlich aus und fuellte Schrank und Schubfaecher mit dem Seinen, entschlossen zu vorlaeufig unabsehbarem Verweilen, vergnuegt, die Stunden des Strandes in seidenem Anzug verbringen und beim Diner sich wieder in schicklicher Abendtracht an seinem Tischchen zeigen zu koennen.
Der wohlige Gleichtakt dieses Daseins hatte ihn schon in seinen Bann gezogen, die weiche und glaenzende Milde dieser Lebensfuehrung ihn rasch berueckt. Welch ein Aufenthalt in der Tat, der die Reize eines gepflegten Badelebens an suedlichem Strande mit der traulich bereiten Naehe der wunderlich-wundersamen Stadt verbindet! Aschenbach liebte nicht den Genuss. Wann immer und wo es galt, zu feiern, der Ruhe zu pflegen, sich gute Tage zu machen, verlangte ihn bald-und namentlich in juengeren Jahren war dies so gewesen-mit Unruhe und Widerwillen zurueck in die hohe Muehsal, den heilig nuechternen Dienst seines Alltags. Nur dieser Ort verzauberte ihn, entspannte sein Wollen, machte ihn gluecklich. Manchmal vormittags, unter dem Schattentuch seiner Huette, hintraeumend ueber die Blaeue des Suedmeers, oder bei lauer Nacht auch wohl, gelehnt in die Kissen der Gondel, die ihn vom Markusplatz, wo er sich lange verweilt, unter dem gross gestirnten Himmel heimwaerts zum Lido fuehrte-und die bunten Lichter, die schmelzenden Klaenge der Serenade blieben zurueck,-erinnerte er sich seines Landsitzes in den Bergen, der Staette seines sommerlichen Ringens, wo die Wolken tief durch den Garten zogen, fuerchterliche Gewitter am Abend das Licht des Hauses loeschten und die Raben, die er fuetterte, sich in den Wipfeln der Fichten schwangen. Dann schien es ihm wohl, als sei er entrueckt ins elysische Land, an die Grenzen der Erde, wo leichtestes Leben den Menschen beschert ist, wo nicht Schnee ist und Winter noch Sturm und stroemender Regen, sondern immer sanft kuehlenden Anhauch Okeanos aufsteigen laesst und in seliger Musse die Tage verrinnen, muehelos, kampflos und ganz nur der Sonne und ihren Festen geweiht.
Viel, fast bestaendig sah Aschenbach den Knaben Tadzio; ein beschraenkter Raum, eine jedem gegebene Lebensordnung brachten es mit sich, dass der Schoene ihm tagueber mit kurzen Unterbrechungen nahe war.
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