Die Apothekerin by Noll Ingrid
Author:Noll, Ingrid [Noll, Ingrid]
Language: deu
Format: epub
Published: 2013-09-26T16:00:00+00:00
11
Die Nachtschwester, die als letzte Tat vor dem Schichtwechsel zum Fiebermessen kam, sah besorgt mein naßgeschwitztes Hemd. Es ging mir nicht gut. Nach dem Duschen zog ich mir eines von Dorits hübschen Nachthemden über.
Ich schielte zu Frau Hirte. Hatte sie in der Nacht zugehört oder geschlafen? Wie nahm sie Margots Tod auf?
Anscheinend positiv. Als sich unsere Blicke trafen, sagte sie: »Einen schönen guten Morgen!« und dann bot sie mir völlig überraschend und ein wenig verlegen das Du an. »Ich heiße Rosemarie«, sagte sie in komplizenhaftem Ton.
Später fragte sie: »Ist Levin noch am Leben?« Sie erwartete wohl, daß nun einer nach dem anderen in meiner Geschichte drauf ging - wie bei den zehn kleinen Negerlein.
Auch am nächsten Tag war Levin nicht zurück. Dieter hatte sich die Mühe gemacht, in Granada telefonisch zu recherchieren, er sprach ein wenig Spanisch. Das junge Paar war auf Hochzeitsreise, erfuhr er, die Gäste waren abgereist.
Sorgen machte ich mir keine um Levin, auch wenn Dieter das dachte. Sollte meinem Ehemann bei seinem Fahrstil wirklich etwas passieren, so hörte ich das früh genug. Die Ruhe ohne Levin und Margot tat mir gut. Ich wollte die Verschnaufpause genießen, die mir das Schicksal geschenkt hatte. Dieter hatte eine stille Art, gelegentlich in der Küche aufzukreuzen, die mich eher freute als störte. Sorgen machte mir nur mein Kater Tamerlan; seit Margots Tod wollte er kaum fressen, er trauerte. Mir war zwar klar gewesen, daß er meine Abwesenheit dazu benutzte, sich in der oberen Etage einzunisten, doch daß er ausgerechnet meine Feindin liebte, hatte ich ihm nicht zugetraut. Aber wer konnte ahnen, was sich in seinem dicken Kopf abspielte.
Eines Abends - Levin war überfällig - kam ich nach Hause und sah im Dunkeln eine verhuschte Gestalt vor der Haustür stehen, die mich in ihrer ärmlichen Zottigkeit sofort an Margot erinnerte. Es war ihre Mutter. Dieter war nicht zu Hause. Was blieb mir anderes übrig, als die Frau mit hinein zu nehmen? Sie wohnte in einem Dorf in der Umgebung, hatte den Kontakt mit ihrer Tochter schon lange abgebrochen und jetzt erst durch die Polizei von ihrem Tod erfahren. Voller Vorwürfe sah sie mich an. Beklommen entschuldigte ich mich, ich sei nur die Hausbesitzerin.
Ich mußte Tee kochen und Taschentücher ausleihen. Frau Müller erzählte, daß der Vater ihrer unehelichen Tochter inzwischen tot sei. Schon mit fünfzehn gehörte Margot zur Hascher-Szene; schließlich nahm sie harte Drogen. Sie kam zum Entzug in ein Heim, riß aus, wurde auf dem Babystrich aufgegriffen, besserte sich durch die Betreuung einer Sozialhelferin und begann eine Schneiderlehre. Als sie wiederholt unentschuldigt der Werkstatt fernblieb, wurde sie entlassen. Nach diesem Rückfall ging das Ganze von neuem los. Schließlich wollte Frau Müller nichts mehr von ihrer Tochter wissen.
Hatte ich solche Geschichten nicht schon oft gehört? Zum Glück traf wenig später Dieter ein. Nun mußte er sich bittere Anschuldigungen anhören. Als er sich nach vielen Stunden zu mir in den Wintergarten setzte, war er ebenso angeschlagen wie ich.
Am nächsten Tag kam ein Telegramm. BIN IN MAROKKO, ALLES OKAY, LOVE LEVIN. Dieter las es auch und schüttelte den Kopf.
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