Die Weisheit des friedvollen Kriegers by Millman Dan

Die Weisheit des friedvollen Kriegers by Millman Dan

Author:Millman, Dan
Language: deu
Format: epub
Published: 2011-11-21T16:00:00+00:00


Das Reich der Krieger

»Das Reich der Krieger, Dan, ist von einer Pforte bewacht. (…) Viele klopfen an, aber nur wenige können eintreten.«

Wenn wir uns an einem stillen Ort hinlegen und die Daumen in die Ohren stecken, hören wir zunächst nur Stille. In dieser Stille beginnt das Bewusstsein dann mit der Feinabstimmung. Nach ein paar Sekunden oder Minuten nehmen wir am Rande unseres Bewusstseins einen hohen Ton wahr. Vielleicht begreifen wir, dass er schon immer da war und dass er ganz natürlich ist. Über diesen inneren Ton können wir meditieren, indem wir unsere ganze Aufmerksamkeit auf ihn richten. Mit der Zeit werden die Töne, die wir hören, es können bis zu zwölf verschiedene sein, tiefer und subtiler, einer raffinierter als der andere. Unsere Aufmerksamkeit lässt sich von ihnen in immer tiefere Regionen lenken.

Tatsächlich sind diese Töne ständig um uns, doch nur wenige verfügen über die nötige Aufmerksamkeit, sie auch zu bemerken. Sich darauf einzustellen erfordert Übung. Auch das »Reich der Krieger«, von dem Socrates in diesem Abschnitt spricht, befindet sich nicht irgendwo anders, nicht in anderen Dimensionen von Zeit und Raum oder gar in einem Paralleluniversum. Dieses Reich liegt in unmittelbarer Nähe, im Hier und Jetzt – in dieser Welt, diesem Leben, genau in diesem Moment.

Es gibt keine reale Pforte, die wir in irgendeiner schamanischen Anderwelt etwa erst finden müssten, um in das Reich der Krieger eintreten zu können – literarisch machen solche Vorstellungen allerdings viel her. Das »Tor des Kriegers« ist eine Metapher für das Alltagsleben – die Stätte unserer Ausbildung –, und in diesem treten wir im Laufe der Zeit nicht nur durch eine einzige Pforte, sondern gleich durch zwölf (siehe auch mein Buch Die zwölf Entwicklungsschritte des friedvollen Kriegers).

Das Reich der Krieger steht allen offen, und jeder von uns kommt auf seinem Weg an diese Pforten. Sie passieren zu können verlangt Herz, Mut, Klarheit, Energie und Aufmerksamkeit. Wie sagte doch der buddhistische Patriarch Bodhidharma: »Alle kennen den Weg, doch nur wenige gehen ihn auch. «

Der Pfad, von dem ich immer spreche, steht allen offen – nicht nur einem Privatclub, dessen Mitglieder sich durch Status, Popularität, Reichtum oder wissenschaftliche Meriten auszeichnen. Es gibt keine verschiedenfarbige Gürtel, die man erwerben kann, und auch nicht die eine Initiation. Deren gibt es ziemlich viele – dafür sorgt unser Alltagsleben. Dieser universelle Pfad offenbart sich in jedem einzelnen Augenblick, in dem wir uns als friedvolle Krieger erweisen – oder eben auch nicht.

In manchen Momenten habe ich mehr von einem friedvollen Krieger an mir und in anderen weniger. So ist es bei allen. Die große Herausforderung, vor die uns jeder Tag stellt, besteht darin, die Anzahl unserer Momente des Muts und der Freundlichkeit zu erhöhen.



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