Hart, Raven - Savannah Vampire 01 by Unsterbliche Versuchung

Author:Unsterbliche Versuchung
Format: epub

Neuntes Kapitel

Jack

Jemand klopfte an der Tür. »Noch fünf Minuten«, murmelte ich.

»Jack«, ertönte ein gedämpfter Ruf von irgendwo aus der Nähe. Es war Deylaud.

Ich stöhnte. Alles strömte wieder auf mich ein. Wie ich Shari zur Vampirin gemacht hatte. Wie ich sie stundenlang hatte leiden hören. Zu viel Whiskey. Ich erinnerte mich noch nicht einmal mehr, wie ich in den Sarg gekommen war.

»Jack, es ist Sonnenuntergang. Melaphia sagt, ich soll dich daran erinnern, dass du noch etwas zu erledigen hast, was auch immer das heißt. William hat ihr gesagt, dass du zu viel getrunken hast und ich darauf achten sollte, dass du nicht verschläfst.«

»Dieser William denkt aber auch an alles, nicht wahr?« Ich stützte mich auf einem Ellenbogen auf und fragte mich, warum zum Teufel mein eines Handgelenk so sehr wehtat. Dann erinnerte ich mich daran. Ich öffnete den Sargdeckel und blinzelte Deylaud an. »Ja. Ja. Ich bin wach.«

Er sah erleichtert aus. »Ich gehe nach oben, um an der Haushaltsbuchführung zu arbeiten. Lass es mich wissen, wenn du irgendetwas brauchst.« Er drehte sich um und verschwand im Gang.

Ich sah zu Sharis Sarg hinüber. Sie trommelte nicht mehr darin herum wie eine Marimbaband und schrie auch nicht mehr laut genug, um die Toten zu wecken. Da war nur Stille. Totenstille, wenn ihr mir den Ausdruck verzeiht. Ich setzte mich auf und kletterte aus meiner Kiste. Als meine Füße den Boden berührten, fühlte die Erschütterung sich an, als hätte mir jemand mit einer eisernen Bratpfanne eins übergezogen. Falls ihr glaubt, dass Vampire keinen Kater bekommen, liegt ihr falsch!

Ich fühlte mich nicht nur reichlich bescheiden, ich war auch sicher, dass ich nicht gar so großartig aussah. Es war einer dieser Tage, an denen ich im Grunde froh war, mein eigenes Spiegelbild nicht sehen zu können. Ich hätte mir wahrscheinlich selbst einen Heidenschreck eingejagt. Ich sah auf meine Kleider hinab. Meine Jeans waren schmutzig, mein Hemd war zerknittert und das magische Jackett knautschig und blutbefleckt. Shari würde wahrscheinlich nur einen Blick auf mich werfen und gleich wieder zu schreien anfangen. Besonders, wenn ich ihr den letzten Schritt im Herstellungsprozess weiblicher Vampire erläuterte.

Ich dachte, dass es wohl besser wäre, die Jacke irgendwohin zu legen, wo sie sicher war. Sie sah ohnehin schon ziemlich mitgenommen aus. Ich tätschelte die Tasche und spürte, dass das Weihwasser immer noch darin war. Was konnte das Zeug mir antun?

Ich konnte in aller Öffentlichkeit gegen ein Hindernis stoßen, die Phiole zerbrechen und etwas davon abbekommen. Ich konnte mich schon dampfen sehen, während ich zerkochte. »Entschuldigt bitte. Stört’s euch, wenn ich rauche?« Ich spielte mit dem Gedanken, es in den Ausguss der Bar zu kippen, aber vielleicht würde es ja eines Tages noch ganz nützlich sein. Zumindest konnte ich es Connie zurückbringen, wenn dieser Reedrek-Typ den Löffel abgegeben hatte. Wenn ich das überlebte, versteht sich.

Ich ging zum Gang hinüber und sah mir Melaphias Altäre längs der Wand an. So schnell und behutsam, wie ich konnte, nahm ich das Weihwasser aus der Jackentasche und stellte es hinter die kleine Statue irgendeines Heiligen. Ich musterte es ein paar Sekunden lang, um sicherzugehen, dass es nicht zu brodeln begann.

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