Die Geschlechterluege by Cordelia Fine
Author:Cordelia Fine [Fine, Cordelia]
Language: deu
Format: epub
ISBN: 9783608947359
Publisher: Klett-Cotta Verlag
Published: 2012-03-01T23:00:00+00:00
Während ich dieses Buch schrieb, hörte ich in meinem geistigen Ohr zwei widerstreitende Stimmen: auf der einen Seite die wissenschaftliche Wahrheit, auf der anderen die politische Korrektheit. Ich habe mich entschlossen, der wissenschaftlichen Wahrheit gegenüber der politischen Korrektheit den Vorrang einzuräumen, auch wenn wissenschaftliche Wahrheiten vielleicht nicht immer willkommen sind.513
Wenn ich ordentlich in Wallung kommen will, dann blättere ich Brizendines Buch durch. Am meisten ärgert mich – wahrscheinlich aufgrund der Lebensphase, in der ich selbst mich gerade befinde – ihre Behauptung, dass erst »wenn mit dem Auszug der Kinder die Nabelschnur ein zweites Mal durchschnitten wird, es den Schaltkreisen des Mamihirns endlich freisteht, sich um neue Ziele, neue Gedanken und neue Ideen zu kümmern«.514 Letztlich am meisten verstört mich allerdings der Sexismus, der sich, clever mit neurowissenschaftlichem Glanz verbrämt, in Vorschulen und Schulen breitmacht. Während die Methode des Neuroimaging gerade einmal die ersten Schritte auf der langen Reise zu einem echten Verständnis des Verhältnisses zwischen Neuronenaktivität und mentalen Fähigkeiten macht, treten scharenweise sogenannte Experten auf, die mit den pädagogischen Auswirkungen der physiologischen Unterschiede zwischen Jungen- und Mädchengehirnen hausieren gehen. Die Goldmedaille in Dreistigkeit muss wohl an einen amerikanischen Bildungsberater gehen. Mark Libermans Language Log erhielt mehrere Berichte des Inhalts, dieser Mann habe seine Zuhörer dahingehend informiert, dass Mädchen Details, Jungen hingegen eher das große Ganze sehen, weil der »Crockus« – eine Gehirnregion, die es schlicht nicht gibt – bei Mädchen viermal so groß ist wie bei Jungen.515
Ich darf Ihnen versichern, dass sich die meisten Leute, die über die pädagogischen Implikationen von Geschlechtsunterschieden im Gehirn reden, auf Gehirnregionen beschränken, die von der Mehrheit der Wissenschaftsgemeinde als existent anerkannt sind. Ich bezweifle auch eigentlich nicht, dass viele in ihrem Umgang mit den fachwissenschaftlichen Veröffentlichungen nur von den hehrsten Motiven geleitet werden. Ihr Ziel ist es, die Ausbildungsbedingungen für Kinder beiderlei Geschlechts effektiver zu gestalten. Bestimmt haben die Vertreter der Idee von getrenntgeschlechtlichen Schulen gute Gründe für ihr Anliegen, die mit der Beschaffenheit des Gehirns gar nichts zu tun haben. Will man diese Idee allerdings dadurch vorantreiben, dass man Genderstereotype auf Gehirndaten projiziert, dann ist das nicht nur sinnlos, sondern schädlich.
Der einflussreichste Mann dieser Gruppe pädagogischer Redner ist Leonard Sax von der National Association for Single Sex Public Education (NASSPE – Nationale Vereinigung für Monoedukation), Autor zweier Bücher, in denen der Bedarf nach getrenntgeschlechtlichen Schulen mit Argumenten aus der Hirnforschung begründet wird. Sax hat einen extrem dicht gepackten Terminkalender; er hielt Vorträge in den USA, in Kanada, Australien und Neuseeland sowie in einigen europäischen Ländern – und viele Schulen zeigen sich durchaus beeindruckt. NASSPE wurde bei der Erstellung von ungefähr der Hälfte der Bildungspläne der 360 Monoedukations-Schulen in den USA mit hinzugezogen, und Sax äußerte gegenüber Elizabeth Weil, einer Journalistin der New York Times, dass von diesen 360 Schulen ungefähr 300 »von der Grundlage neurowissenschaftlicher Erkenntnisse ausgehen.«516 Schauen wir uns genauer an, was das bedeutet.
Ein schönes Beispiel bietet der Englischunterricht. In einer Mädchenklasse wird die Lehrkraft die Schülerinnen bitten, sich über die Gefühle und Motive der Protagonisten Gedanken zu machen, also Fragen zu stellen wie: Was würdet ihr empfinden, wenn ….
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