Cypherpunks by Assange Julian; Appelbaum Jacob; Müller-Maguhn Andy; Zimmermann Jérémie

Author:Assange, Julian; Appelbaum, Jacob; Müller-Maguhn, Andy; Zimmermann, Jérémie [Assange, Julian; Appelbaum, Jacob; Müller-Maguhn, Andy; Zimmermann, Jérémie]
Language: deu
Format: epub
Tags: Überwachung, Informationssicherheit, Kontrolle, Kryptografie, Netz, Wikileaks, Verschlüsselung
Publisher: Campus Verlag GmbH
Published: 2013-03-14T23:00:00+00:00

ZENSUR

JULIAN: Jake, kannst du ein bisschen was darüber erzählen, wie du auf US-Flughäfen festgehalten worden bist und warum das geschehen ist?

JACOB: Man hat mir versichert, dass ich »schon wisse« warum.

JULIAN: Aber sie haben es nicht gesagt?

ANDY: Darf ich es zusammenfassen, denn technische Sicherheit und die Sicherheit von Staatsangelegenheiten sind zwei total voneinander losgelöste Dinge. Du kannst ein absolut sicheres technisches System haben, und der Staat findet das nicht gut, weil er glaubt, Sicherheit ist, wenn seine Beamten hineinschauen, wenn sie es kontrollieren können, wenn sie die technische Sicherheit verletzen können. Hier ging es nicht darum, dass Jake sich Flugzeugen genähert, dass er sich angeschickt hätte, irgendjemanden umzubringen, dass er eine Maschine hätte kapern wollen oder was auch immer. Hier ging es um seine Fähigkeit, Einfluss auf die Angelegenheiten des Staates zu nehmen, indem er in andere Länder reist, mit Menschen spricht und Ideen verbreitet. Das ist das Gefährlichste, was Regierungen dieser Tage geschehen kann: Wenn die Leute bessere Ideen haben als die, aus denen ihre Politik besteht.

JACOB: Ich bin dir echt dankbar für das Kompliment, aber ich möchte nur hervorheben, dass die Sache noch viel schlimmer ist, weil das die Daten sind, die sie über alle erheben. Das lief schon, bevor ich irgendetwas Interessantes gemacht habe – aus der bloßen Tatsache heraus, dass ich gereist bin, und es waren die Systeme selbst, die Architektur, die diese Informationssammlung betrieben. Das lief schon, bevor ich jemals wegen irgendeiner Sache festgehalten, bevor ich aus dem Libanon ausgewiesen worden war, bevor die amerikanische Regierung begann, sich speziell für mich zu interessieren.

ANDY: Vielleicht haben sie es vorausgeahnt, womöglich haben sie es früher gesehen als du selbst.

JACOB: Natürlich haben sie das, insbesondere aufgrund dieser Datensammlung. Aber sie geben mir jedes Mal andere Antworten. Die Standardantwort lautet: »Weil wir es können.« Und ich erwidere: »O.K., ich stelle ihre Befugnis nicht in Abrede – na ja, eigentlich schon, aber gerade in diesem Augenblick nicht –, ich möchte nur wissen, warum es mir passiert.« Dann sagen mir die Leute immer: »Tja, liegt das nicht auf der Hand? Sie arbeiten doch an Tor.« Oder ich bekomme zu hören: »Sie stehen doch Julian nahe, was haben Sie erwartet?« Es ist faszinierend für mich, weil mir all die verschiedenen Leute, die mich festhalten – gewöhnlich Beamte der Zoll- und Grenzschutzbehörde oder der Einwanderungs- und Zollbehörde der Vereinigten Staaten – in allererster Linie sagen, es sei deswegen, weil sie die Befugnis dazu haben. Sie haben mir auch schon Stuss wie diesen erzählt: »Oh, erinnern Sie sich an den 11. September? Deshalb«, oder: »Weil wir möchten, dass Sie uns ein paar Fragen beantworten und dies der Ort ist, wo Sie am wenigsten Rechte haben, zumindest behaupten wir das.«

Und in dieser Lage verweigern sie dir einen Anwalt, sie lassen dich nicht auf die Toilette gehen, geben dir aber Wasser zu trinken, sie geben dir etwas Harntreibendes zu trinken, um dich davon zu überzeugen, dass du in Wirklichkeit irgendwie kooperativ sein möchtest. Sie haben das gemacht, um Druck auszuüben, aus politischen Gründen. Sie haben mich gefragt, was ich vom Irakkrieg, was ich vom Afghanistankrieg halte.