Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman by Akif Pirinçci

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman by Akif Pirinçci

Author:Akif Pirinçci [Pirinçci, Akif]
Language: deu
Format: epub
Tags: Krimi
Publisher: Goldmann Verlag
Published: 2001-07-31T22:00:00+00:00


5. Kapitel

Die alte Senke lag am äußersten Ende des Reviers. Sie war ein tektonisches Phänomen, allerdings auch ein abschreckendes, und deshalb hatte sich bis jetzt kein einziger Investor für das Gelände gefunden. Auf den ersten Blick handelte es sich dabei lediglich um ein ausgedehntes, verwildertes Grundstück, welches einen fruchtbaren Nährboden für Unkraut und verwildertes Gras bot. Das Besondere an diesem Grundstück war jedoch, daß es Jahr um Jahr von dem angrenzenden Erdniveau absank. Unerklärliche Verschiebungen im Erdreich hatten dieses Fleckchen kontinuierlich in den Untergrund gesogen, so daß es mittlerweile wie eine Delle in der Landschaft aussah. Für Nichteingeweihte wirkte die Senke wie ein natürlicher grüner Talkessel, der einem Reiseprospekt über Irland entnommen zu sein schien, doch einem genauen Beobachter wäre wohl der ständig weiter absinkende Boden mit Schrecken aufgefallen.

Blaubarts Hiobsbotschaft hatten Hektor und mich regelrecht niedergeschmettert. Andromeda versuchte weiterhin, sich von ihren grausigen Visionen zu erholen, soweit es bei ihr überhaupt noch etwas zu erholen gab. Dann plötzlich blitzte mir eine im wahrsten Sinne des Wortes selbstmörderische Idee durch den Schädel, deren Realisierung nur unter einer Bedingung nicht unbedingt zu meinem Ableben fuhren würde: Ich mußte den Täter innerhalb der nächsten Stunden zur Strecke bringen. Mehr Zeit würde mir bei meinem Plan nicht übrigbleiben. Ich wollte es darauf ankommen lassen. Denn weshalb sollte ich noch am Leben hängen, nachdem sich mein schönes Revier mitten im blühenden Frühling in ein Leichenschauhaus verwandelt hatte?

Ich stürmte in Richtung der alten Senke los. Aus den Augenwinkeln sah ich, daß Blaubart mir perplex nachblickte, bis langsam ein Anflug von Hoffnung in seiner Carcrash-Miene aufschien. Da er aber auf der Suche nach mir bereits alle Kräfte aufgezehrt hatte, war er jetzt außerstande, mir zu folgen. Dafür setzte Hektor mir nach. Zwar konnte er mit mir nicht Schritt halten, schon deswegen nicht, weil ich im Gegensatz zu ihm den bequemen Zickzack-Highway der Mauersimse benutzen konnte, doch kannte er wohl genug seiner Fortbewegungsweise genehme Abkürzungen, um ebenfalls auf dem schnellsten Wege zur Senke zu gelangen.

Während der Abend das Revier eroberte und der Weg vor mir wegen des Nachtsichtgerät-Effekts meiner Augen wie von Scheinwerfern erhellt zu leuchten begann, dachte ich weiter über mein riskantes Vorhaben nach. Vor allem über dessen Ausführung. Entscheidend war, daß die Sache absolut überzeugend vorgetragen wurde. Kurz, der Friede hing davon ab, daß man mir die Lüge abkaufte - eine sensationelle Lüge! Und selbst wenn man mir glaubte, wäre dieser Friede immer noch gefährdet, da der Mörder jederzeit wieder zuschlagen und den ganzen Schwindel auffliegen lassen konnte. Soviel zu der positiven Prognose. Die negative Prognose: Die Irren, mondanheulende und mäusequälende, waren sich in der alten Senke schon fröhlich am Zerfleischen, derweil ich meine feinsinnigen Pläne schmiedete. Ich mußte einen Gang zulegen, wenn ich vermeiden wollte, in den nächsten Jahren meine Zeit damit zu vertreiben, in trauter Eintracht mit Hektor ein paar Tonnen Antidepressiva zu schlucken.

Wie in einem Actionvideospiel preschten die labyrinthischen Mauerlinien auf mich zu, indessen über meinem Kopf ein atemberaubendes Sternenzelt aufging und der volle Mond sich mächtig aufblähte. Seitlich unter mir sah ich



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