Carrie Vaughn - Midnight Hour 06 by Carrie Vaughn

Author:Carrie Vaughn
Language: deu
Format: epub
Published: 2013-08-10T16:00:00+00:00

Vierzehn

Mir blieb nicht viel Zeit übrig, also wartete ich nicht bis zum Morgen, um Jules anzurufen und nach Neuigkeiten bezüglich der Paradox-Crew zu fragen. Eine halbe Sekunde lang machte ich mir Sorgen, dass ich ihn aufwecken könnte.

»Ja?«, sagte er knapp, aber nicht schläfrig. Diese Leute waren daran gewöhnt, nachts wach zu sein.

»Seid ihr immer noch in der Stadt?«, fragte ich.

»Was? Kitty? Was ist los?«

Ich hatte nicht bedacht, wie ich klingen musste: verzweifelt, wütend, wild. Voller Panik. »Ich bin wirklich darauf angewiesen, dass ihr die Stadt nicht verlasst. Ich brauche eure Hilfe.«

Er seufzte. »Wir sind immer noch hier. Gary ist nicht mehr im Krankenhaus, aber er ruht sich noch aus. Wir sollen morgen abfliegen.«

»Ich habe neue Informationen«, sagte ich, wohl wissend, wie viel ich würde auslassen müssen. Aber ich wollte ihm Roman nicht erklären müssen. Und ich war mir nicht sicher, ob ich so weit war, über Mick zu reden. Oder vielleicht wollte ich Jules nicht verschrecken. »Man hat mir gesagt, dass es sich um einen Dämon handelt.«

»Machst du Witze?«, sagte er halb lachend.

»Oh, ja, klar, weil ich über so etwas natürlich Witze machen würde«, versetzte ich voller Sarkasmus.

»Es ist nur, dass ... Dämonen. Damit landet man wirklich bei den verrückten Randgruppen. Aber vielleicht kann dir dein katholischer Priester weiterhelfen. Einen netten kleinen Exorzismus für dich durchführen.«

»Das ist witzig. Ich habe Katholiken eigentlich nie als verrückte Randgruppe betrachtet. Ich dachte, das seid ihr.«

»Du bist selbst nicht gerade der übliche Mainstream.«

Und das war auch gut. »Es ist nur so, dass wir doch versucht haben herauszufinden, worum es sich bei diesem Etwas handelt, und ich bin eben auf diese Dämonenfährte gestoßen. Dachte, ihr würdet es gern wissen.«

»Aber was sollen wir denn gegen einen Dämon unternehmen?«

Wir verspotten, was wir nicht begreifen. Ich hatte offensichtlich Jules’ Wohlfühlbereich verlassen. »Jules, lass mich mit Tina sprechen.«

»Ich bin mir sicher, dass sie ja so viel mehr über Dämonen weiß als ich.«

»Vielleicht nicht, aber ich wette, dass sie nicht mit mir spricht, als sei ich eine Idiotin.« Ich lächelte bei diesen Worten. Ich klang so richtig fies. Es war meine Radiostimme.

Das Telefon wurde weitergereicht, und dann sagte Tina: »Ja?«

»Und ich habe schon gedacht, Jules mag mich mittlerweile«, sagte ich.

»Mach dir keine Sorgen wegen ihm. Er will es sich bloß nicht anmerken lassen. Was hast du denn gesagt, um ihn auf die Palme zu bringen?«

»Dämon.«

»Dämon?«, wiederholte sie mit einem nervösen Lachen.

»Also. Weißt du irgendetwas darüber, wie man Dämonen vertreibt?«

»Nehmen Dämonen nicht gewöhnlich von Menschen Besitz? Sich drehende Köpfe, Schwallerbrechen, all so etwas«, bemerkte sie.

»Deshalb rufe ich bei euch an, ich weiß rein gar nichts darüber.«

»Ich auch nicht.«

»Aber du hast mit dem Ding gesprochen! Oder es mit dir, durch die Alphabettafel. Hat dir das denn gar nichts gesagt?«

»Es hat mir gesagt, dass die Sache zu groß für mich ist.«

Tief einatmen. Reiß dich zusammen. »Okay. Ihr habt doch durch eure Ausrüstung die Séance im New Moon überwachen lassen, stimmt’s? Habt ihr euch die Aufnahmen überhaupt einmal durchgesehen? Habt ihr irgendwelche Daten zu dem Feuer sammeln können?«

»Wir haben dem Feuerwehrermittler Kopien unseres Videomaterials gegeben«, sagte Tina.

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