Drei Generationen auf dem Jakobsweg: ... und meine Erfahrung mit Gott! (German Edition) by Stein Pia

Drei Generationen auf dem Jakobsweg: ... und meine Erfahrung mit Gott! (German Edition) by Stein Pia

Author:Stein, Pia [Stein, Pia]
Language: deu
Format: epub
Publisher: Bookwire GmbH
Published: 2012-07-25T22:00:00+00:00


5. Juni Carrion de los Condes – Morantinos (30 km)

Halb sieben aufstehen. Ich war todmüde und hatte Muskelkater. Wie gerne hätte ich heute einen Ruhetag! Ob ich nicht doch noch was sage? Vielleicht beim Frühstück. Also schnell – so schnell es halt unter diesen Umständen ging – aufgestanden! Manfreds und Erikas Zimmer war bereits leer. Beide waren schon früh um sechs Uhr aufgebrochen. Im Erdgeschoss hörte ich das Klappern von Geschirr und wusste, dass uns heute ein von Larissa gedeckter Frühstückstisch erwartete. Das ganze Haus duftete bereits nach frischem Kaffee. Jetzt, nachdem wir am Tisch Platz genommen hatten, machte mein Mann in den Augen meiner Tochter einen groben Fehler, indem er nachfragte, wo denn der Zucker sei. Ein in ihren Augen »moderner Mann« wäre doch sofort aufgesprungen und hätte die ganze Küche nach Zucker durchsucht! Oder, ihr modernen Männer, ist doch so? Auf das entsetzte Gesicht meiner Tochter hin wollte ich mir nicht auch noch erlauben für heute einen Ruhetag einzufordern. Allerdings wollte ich zumindest in Ruhe, eine halbe Stunde sollte das schon sein, frühstücken. Aber weit daneben. Während des Frühstückens wurde uns bereits das Geschirr entzogen, gespült und die Küche aufgeräumt. Dann kam die Meldung unserer Tochter, dass sie bereits vorausgehen werde, weil wir noch nicht fertig waren. Gesagt, getan, schon saß Franziska in ihrer Kutsche und los ging es für die beiden. Nur gut, dass das Gebiet zwischen Burgos und Leon ohnehin flach wie eine Rennbahn ist. Also auch die heutige Etappe.

Etwa eine halbe Stunde später, gegen acht Uhr, verabschiedeten wir uns noch von Martina, unserem rettenden Engel, und starteten ebenfalls. Das Wetter war angenehm sonnig, aber es drohte heute heiß zu werden. Ein endlos langer, unschöner Weg begann. Die ersten zwölf Kilometer des Jakobsweges verliefen heute über die Originalroute der alten Römerstraße Via Aquitana, schnurgerade und absolut schattenlos. Wie gut, dass wir vier Pilger unsere Cowboyhüte hatten. Um diese wurden wir von den anderen Pilgern beneidet, die mit Schals, Käppis und Sonnenblenden versuchten ihr Gesicht vor der sengenden Sonne zu beschatten. Gut, dass die Wasserflaschen voll waren. Schon machte ich mir wieder Sorgen um die beiden Kinder. Haben sie genug Wasser und genug zu essen dabei? Aber ich verwarf diese Gedanken und vertraute auf alle unsere Schutzheiligen. Schließlich wollte Larissa alleine vorauslaufen. Sie würde sich schon was dabei gedacht haben, konnte es doch nicht an der angefragten Zuckerdose gelegen haben! Oder doch? Egal, ich beschloss jetzt einfach nur meinen Weg zu gehen. Gleichmäßiges Tempo und auf meinen rechten Fuß, der inzwischen täglich mehr anschwoll, zu achten.

Der Weg drohte nicht aufzuhören, als plötzlich auf der linken Seite neben dem Weg ein kleines, eingezäuntes Grundstück mit einem Wohnwagen darauf und etlichen Tischen und Stühlen davor auftauchte. Sogar Bäume waren gepflanzt und sorgten für etwas Schatten. Lange hatte ich schon überlegt, warum die Spanier so wenig Geschäftssinn entwickeln und nicht an der einen oder anderen Strecke einfach nur Wasser verkaufen. Hier konnten wir an der richtigen Stelle und zur richtigen Zeit eine Ruhepause einlegen. Ein sehr netter Spanier verkaufte Wasser, Kaffee und sonstige Getränke sowie frisches Obst und eine kleine Auswahl an Süßigkeiten.



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